"Got ist die Ehr der Hemeser" 
     Inschrift auf dem Bildstock am "Hemmessener Dom"     

     Eine Zeitreise durch die Geschichte

         von Hemmessen

Quelle: H. Frick; Geschichte von Bad Neuenahr
Hemmessen ist neben Wadenheim und Beul einer der drei  historischen Ortsteile von Bad Neuenahr, das heute als Stadtteil und Ortsbezirk zu Bad Neuenahr Ahrweiler im nördlichen Rheinland Pfalz gehört. Hemmessen wurde am 13. Dezember 1108 erstmals als „Hemmingeshobe“ urkundlich erwähnt, als Graf Adalbert von Saffenberg und sein Sohn Adolf dem Kloster Herzogenrath (heute Abtei Rolduc genannt) Güter zu Ahrweiler, Mayschoß, Lantershoven und Hemmessen schenkte. Das Dorf war bis 1603 Standort einer Bannmühle für die Grafschaft Neuenahr. Hemmessen gehörte zum Kirchspiel Wadenheim. Nachdem das Rheinland 1815 aufgrund der
Beschlüsse auf dem Wiener Kongress zu Preußen kam, bildete Wadenheim eine Gemeinde, zu der auch die Dörfer Hemmessen und Beul gehörten. Die drei Orte wuchsen nach der Entdeckung der Apollinaris Quelle 1852 sowie der Augusta und Victoria Quellen 1854 und der Eröffnung der ersten Badesaison 1859 zusammen. Die Gemeinde Wadenheim wurde 1875 in „Gemeinde Neuenahr“ umbenannt. Die Kapelle St. Sebastian wurde 1869 anstelle eines Vorgängerbaus errichtet.
Seit dem 7. Juli 1969 ist Bad Neuenahr und damit auch Hemmessen Teil der damals neu gegründeten Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler.


                    Aus der Geschichte

 der Mühlen in Hemmessen

Texte: Hans Jürgen Ritter

Der Mühlenteich ­ Lebensader von Hemmessen
Wer heute das müde dahinplätschernde Fließen des Mühlenteiches ­"de Deich"­ beobachtet, mag kaum glauben, dass dieses harmlose Wasser über Jahrhunderte kraftvoller Energiespender für mehrere Mühlen gewesen ist. Dazu speiste der Teich in der Neuzeit drei Schwimmbäder zur Erfrischung der Kurgäste. Generationen von Hemmesser Pänz werden im Teich erste Schwimmversuche gemacht
haben, was nicht ganz ungefährlich gewesen ist. Von den historisch nachweisbaren sechs Mühlen sind die folgenden bis in die Neuzeit hinein in Betrieb gewesen.

Landmühle, Gelände Firma Floßdorf

Diese Mühle wurde 1609 als Ölmühle in der Nähe der damaligen Landmühle erbaut. Sie gelangte vor 1649 in den Besitz von Adolf Büchel und trug seitdem den Namen "Büchelsche Ölmühle". Die benachbarte Landmühle wurde am 2. Februar 1677 von der Ahr weggespült. Deshalb erwarb der Kurfürst im gleichen Jahr von den Erben Büchel deren Mühle. Sie wurde umgerüstet und mit zwei Mahlgängen versehen. Diese Mühle erhielt nun den Status der kurfürstlichen Land­ und Bannmühle, d.h. die Untertanen im jülichen Amt Neuenahr waren "gebannt", in dieser Mühle mahlen zu lassen. Mit einigen Ausnahmen galt das ab 1194 bis zur napoleonischen Besatzungszeit. Nun ging die Mühle in französischen Domänenbesitz über. Sie wurde am 20. Januar 1804 als "zweygängige Mühle", bestehend aus Mühle, Haus und Garten für 6075 Francs an die Rentnerin Angelika Gertrude Thevenez, geborene Calenberg, in Ahrweiler verkauft. Sie war die Ehefrau des französischen Majors Thevenez (Name vermutlich aus Devenich, Ahrweiler, französisiert). 1812 wird diese Mühle als Mehl­ und Lohmühle mit zwei Gängen (Läufen) erwähnt. Sie besaß eine Wasserkraft von 12 bis 16 PS, so wie sie 1918 zur Versteigerung angeboten wurde. Bis dahin war sie im Besitz der Familien Krupp, Broicher und Harff. Nach der Versteigerung erfolgte mehrfacher Besitzerwechsel, bis sie um 1958 von dem Kaufmann Josef Floßdorf erworben wurde.

 

Die Steinheuer oder Sichmann Mühle, Sebastianstraße 95

Diese heute noch funktionsfähige Mühle wurde 1729 von dem kurfürstlichen Rentmeister Dahmen als Ölmühle erbaut. Sie brannte 1732 ab und wurde wieder aufgebaut. Der Rentmeister hat seine Mühle nicht selber betrieben, sondern durch Ölmüller (Ohligmüller, Ohlschläger) betreiben lassen. Nach Aussterben der Dahmens um die 80er Jahre des 18. Jahrhunderts ging diese Mühle wohl in den Besitz des Grafen von Spee über. Als landsässiger Adliger wurde er nicht von der französischen Regierung enteignet, sondern behielt die Mühle. Um 1812 erscheint als Besitzer Andreas Hersel, Sproß einer weitverzweigten Müllerdynastie (u.a. Landmüller und Steinfelder Müller). Sie erscheint 1812 als Ölmühle mit einem Lauf (Gang).
1875 lassen die Gebrüder Hersel, Söhne von Andreas, die Mühle versteigern. In der Anzeige wird sie beschrieben:
"Mühle mit Wohnhaus, Backhaus, 3 Ställen und Scheune.
Die Mühle hat 2 Mahlgänge mit einer Oelmühle und während des ganzen Jahres überreiche Wasserkraft."
In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ging die Mühle in den Besitz der Familie Steinheuer aus Heppingen über. Durch Einheirat gelangte der Kaufmann Josef Sichmann nach dem Weltkrieg II in den Besitz. Umfangreiche Umbau­ und Renovierungsarbeiten sowie technische Umrüstung hielten die Mühle konkurrenzfähig. Heute ist sie nicht mehr in Familienbesitz.

 

 

Die Rausche Mühle, Sebastianstraße 87, heute Wohnhaus

Diese Mühle wurde 1811 von dem Rot-­ oder Lohgerber und Bäcker Conrad Schütz aus Ahrweiler erbaut. Sie fungierte als Mehlmühle mit einem Lauf. Einem Antrag von Schütz an die französische Regierung auf Erweiterung wurde wohl wegen Einspruchs der benachbarten Müller, die um  die Wasserkraft des dadurch überbeanspruchten Deiches fürchteten, nicht stattgegeben. Die Mühle erhielt einen zusätzlichen Einlauf von der Ahr. Inwieweit sie später umgerüstet wurde, ist noch nicht geklärt. Um 1830 erwarb der Müller Schmitz diese Mühle von Schütz und übergab sie in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts an seinen Schweigersohn Rausch aus Leerbach. Ob die Familie Rausch die Mühle weiter betrieb, kann hier nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden. Sie diente höchstwahrscheinlich als reines Wohnhaus.

 

Hochgürtels Mühle, heute Wohnanlage Herderweg

Nur noch das von Dieter Heckenbach und Hans Stenzel liebevoll restaurierte Mühlrad an der Brücke der Deichstraße erinnert daran, dass auf diesem Gelände eine Ende der 1860er Jahre von Christian Hochgürtel erbaute Roggen und Weizenmühle gestanden hat. Sie wurde mit Kriegsbeginn 1939 stillgelegt und nach dem Kriege nur noch gelegentlich in Betrieb gesetzt. Das hier auf dem Mühlengelände 1910 errichtete "Wellenbad Germania" erfreute vor allem die Kurgäste. Es wurde 1944 durch eine Fliegerbombe zerstört.

Heute befinden sich hier mehrere zweistöckige Wohnhäuser mit Vorgärten zum Park hin. Das Mühlrad der ehemaligen Hochgürtelmühle wurde im Jahre 2005 von der Bürgergesellschaft restauriert und an überlieferter Stelle in der Teichstraße wieder aufgebaut. Zum 50 jährigen Jubiläum der Bürgergesellschaft im Jahr 2014, wurde das Mühlrad von den Mitgliedern Hans Stenzel, Dieter Heckenbach, Lothar Wabnitz und Schultes Hans Werner Helmrich wieder entrostet, neu gestrichen und erstrahlte wieder im neuen Glanz. Im Jahr 2024 wurde das auch stark durch die Flut geschädigte Mühlenrad, durch die Fluthilfe Ahr e.V. initiert und ausgeführt durch ein Team der Firma Hilti, wieder in seinen Zustand wie vor der Flut gebracht und steht weiter als Zeitzeuge der Mühlenkultur am Mühlenteich.